…im Februar 2025

Wandelzeiten

Am 1. Februar haben wir gemeinsam Lichtmess gefeiert. In der Frühe um 6.00 Uhr sind wir losgegangen, die Dämmerung und den Sonnenaufgang zu erleben. So saßen wir auf unserem Berg und lauschten, beobachteten und fühlten uns in diesen neuen Tag hinein und erwarteten den Sonnenaufgang und das neue Licht dieser heller werdenden Tage.

Die Sonne selbst war an diesem Morgen nicht zu sehen und wann immer wir glaubten, zu wissen, wo genau sie am Himmel aufgeht, veränderten die Wolken das Bild am Himmel und ließen Licht hindurch, wo wir es nicht erwarteten und stellten unsere Überzeugungen infrage. Und am Ende mussten wir zugeben, wir wissen es nicht.

Doch viel wesentlicher als der Sonnenaufgang selbst war die Zeit vorher, der Übergang zwischen Dunkelheit und Licht, diese 2 Stunden der Dämmerung, in der sich die Welt in den neuen Tag hinein verwandelt hat. Für mich war diese Zeit sehr magisch. Was mir an diesem Lichtmessmorgen so besonders bewusst wurde, wie viel wir von Übergängen in der Natur über uns selbst und über unseren Umgang mit Übergangszeiten lernen können.

Mir war zuvor ein Videovortrag von Heike Pourian begegnet. Sie selbst nennt sich Wandelforscherin. In ihrem Vortrag spricht sie darüber, wo wir als Menschheit stehen und wie ihrer Meinung nach ein guter Weg in ein neues Miteinander gehen kann. Es gibt diesen Vortrag >>hier in einer älteren Variante<< und >>hier in einer neueren Version<<. Darin benennt sie viele gute Impulse, wie wir aus einer Weltsicht der Trennung in eine gefühlte und gelebte Verbundenheit finden, Gedanken, die mich so oder so ähnlich schon lange bewegen und berühren.  

Ich finde beispielsweise den Gedanken von Heike spannend, dass wir Menschen als relativ neue Spezies mit unserem Menschsein und der Tatsache, dass wir über einen Verstand verfügen noch so überfordert sind, dass wir uns noch schwertun, unser neuroplastisches Gehirn zu händeln und uns mit unserem komplexen Nervensystem sicher zu fühlen. Also haben wir Kontrollmechanismen entwickelt, die uns Sicherheit suggerieren, die uns aber gleichzeitig von der Intelligenz des Lebens und vom Leben selbst getrennt haben.

Übergänge konfrontieren uns immer mit einem gewissen Maß an Unsicherheit, da wir sie nur schwer kontrollieren können. Ich erlebe schon nach einem kurzen Urlaub, dass es gar nicht so einfach für mich ist, wieder zu Hause anzukommen und ich mich mitunter eine Zeitlang etwas verwirrt erlebe. Dabei ist Verwirrung ein Zustand, den ich als unangenehm empfinde und eher wegmachen möchte. In einer Zeit des Wandels von einem Paradigma in ein neues wundert es mich also nicht, dass Verwirrung und Trennung zunehmen, Menschen versuchen, sich an scheinbare Sicherheiten zu klammern oder durch Verbreitung von Angst, Ausbeutung und Gewalt ihr eigenes Leben zu sichern versuchen.

Doch wir spüren immer mehr, dass kein Mensch für sich alleine existieren kann und dass Leben immer in einem sich gegenseitig bedingenden Netz stattfindet. In der Natur und auch beim Singen können wir diese Verbundenheit spüren. Deshalb liebe ich diese Erfahrungsräume, die uns helfen, wieder aufzutanken und uns an das Leben anzubinden.

Doch der Weg geht für mich noch weiter: Auf dem Weg in ein neues Paradigma dürfen wir lernen, unseren Verstand und unser Ego in den Dienst des Lebens zu stellen und uns nicht davon beherrschen zu lassen. Allein durch Denken werden wir keine Lösungen für unsere Probleme finden. Es ist an der Zeit, unsere Wahrnehmung wieder zu entwickeln und zu trainieren. In dem Zusammenhang wächst in mir eine Idee, inspiriert durch das, was Heike über das Tanzen und der Kontaktimprovisation erzählt: ich habe große Lust, mit euch im gemeinsamen Tönen den Zustand des Nichtwissens und den Zustand von wahrnehmendem Sein zu erforschen. Aktuell habe ich noch keinen konkreten Plan, nur eine Idee und das Bild, in einem geschützten und bewussten Rahmen tönend zu experimentieren, neue Formen menschlichen Miteinanders zu erforschen und etwas anderes als das Gewohnte als wahr zu erleben.

Ich bin sehr neugierig, zu hören, wie du diesen Wandel erlebst, wie du darüber denkst! Schreibe hier also gerne einen Kommentar.

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