… im Februar 2015

Über Nacht ist der Schnee geschmolzen und doch trage ich diese Bilder heute noch tief in meinem Herzen. Mich hat es sehr berührt, wie diese zarten Blumen so kraftvoll durch den Schnee hindurch wachsen. Sie tun das, weil es ihre Bestimmung ist und sind dabei so voller Vertrauen in das Leben. Sie blühen, wenn es an der Zeit ist zu blühen – einfach nur, um zu blühen. Sie machen sich keine Sorgen über den nächsten Schnee, in dem ihre Blüte erfrieren könnte, keine Sorgen um das Reh, dass sie abfressen könnte…

Solche Begegnungen in der Natur helfen mir sehr, mir selbst zu begegnen, wahrzunehmen, was gerade in mir gesehen und gefühlt werden will, wenn ich mir die Zeit dafür nehme. Und um das zu tun gibt es so manches Mal innere Widerstände zu überwinden. So saß ich gestern bei schönstem Sonnenschein in meinem Garten, die Vögel sangen für mich, diese wunderschönen Blumen waren mit mir – und gleichzeitig konnte ich alles das gar nicht so richtig wahrnehmen und genießen. Was mich abhielt, war eine Stimme in mir, die mir permanent zurief, ich solle meine Zeit nicht damit verschwenden, Blumen anzuschauen und stattdessen etwas Sinnvolles tun. Ungeduldig und herrisch war diese Stimme. Es war mein innerer Antreiber, der sich schon in den vergangenen Tagen immer mal wieder gemeldet hatte. Seine Stimme war laut und er überdeckte alle anderen Stimmen in mir. In solchen Momenten tut es gut, mich der Kraft des Tönens anzuvertrauen.

Als ich mir nun also trotz dieser Widerstände die Zeit nahm und meinem Antreiber im Tönen Raum ließ, konnte er endlich einmal lautstark seine Ungeduld und Wut herauslassen. Ich spürte seine Kraft und seine Verzweiflung, und als ich ihn als einen Anteil in mir wahrnahm und ihn hörte, konnte ich plötzlich auch seinen Wert erkennen und seine Kraft, die er mir gibt – und spürte plötzlich, wie er an Macht verlor und ich meine Macht über mich zurückholte. Seine Stimme wurde leiser und ich konnte die zarten Stimmen in mir wieder hören. Und damit konnte ich plötzlich auch die Blumen viel feiner wahrnehmen, konnte hören, was sie mir zu sagen hatten. Ich spürte, wie sich tief in mir etwas entspannte, wie gut es tut, in unserer lauten Welt auch den leisen Stimmen Aufmerksamkeit zu schenken, wieder zu lernen, sie zu hören – und zu spüren, wie allein dadurch Ruhe in mir einkehrt.

Ein Seminar zum Thema Klangheilung und Resonanz mit Christiane Tietze am vergangenen Wochenende hat mich wieder inspiriert, mich noch tiefer mit der Kraft von Tönen uns Klängen zu befassen. Das Schöne am Klang ist, dass er an unserem Verstand vorbei sofort in unseren Zellen wirkt. Wir müssen es also nicht einmal verstehen und dennoch stellt sich eine entspannende Wirkung in uns ein.

Durch das Tönen können wir den unterschiedlichen Persönlichkeitsanteilen, die in allen von uns wohnen und unseren Gefühlen eine Stimme geben. Ich stelle es mir vor wie einen inneren Chor. Wenn alles gut läuft, singen alle Stimmen gleich laut. Oft aber gibt es in uns ein Ungleichgewicht von Stimmen, manche sind sehr laut, manche sehr leise oder kaum hörbar. Meist sind dies die eher ungeliebten Persönlichkeitsanteile, unsere sogenannten Schatten. Wie Kinder, die nicht gehört werden und denen die nötige Aufmerksamkeit und Anerkennung fehlt, ziehen sie sich entweder zurück oder tun sich lautstark hervor.

Nun geht es darum, diesen inneren Chor wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Doch wie kann das Tönen und Singen uns da unterstützen? Ein einfaches „Sing lauter“ oder „Sing leiser“ hilft da oft nicht. Ich erinnere mich noch gut an Zeiten, in denen mir oft gesagt wurde, ich solle lauter sprechen. Was es auslöste war ein innerer Druck und die Angst, meine Stimme würde ganz versagen. Ich wurde rot und schämte mich. Auch wenn wir laute Stimmen einfach unterdrücken entsteht Gegendruck und es brodelt in unserem Inneren. Irgendwann machen uns diese ungehörten inneren Teile auch körperlich krank.

Wenn wir verstehen, dass diese Anteile in uns so laut oder leise sind, weil sie gehört werden möchten, weil sie unsere Liebe und Anerkennung brauchen, dann ist dies ein erster Schritt, dahin, uns ihnen zuzuwenden und ihnen zuzuhören. Hier kann das Tönen eine wunderbare Hilfe sein. Schenken wir unseren inneren Anteilen durch das Tönen unsere Aufmerksamkeit, können sie zurücktreten, verlieren ihre Übermacht und nehmen wieder gesunden natürlichen Platz ein. Es kann sich ein natürliches inneres Gleichgewicht herstellen.

Zum Ausprobieren lade ich dich zu einer ganz einfachen kleinen Übung ein: Nimm dir einen Moment Zeit an einem Ort, an dem du dich ungestört und frei fühlst. Setz dich möglichst aufrecht und bequem hin und spüre erst einmal ganz in Ruhe in deinen Körper hinein. Nimm deinen Atem wahr und verbinde dich mit der Erde und dem Himmel, mit dem, was dich stärkt. Dann nimm wahr, wo in deinem Körper sich etwas eng oder verhärtet anfühlt, wo etwas nicht richtig fließt oder ob es ein Gefühl in dir gibt, das nach Ausdruck verlangt und damit sehr im Vordergrund steht. Manchmal ist auch beides miteinander verbunden, die körperliche Reaktion und das Gefühl. Und dann erlaube deiner Stimme, aus diesem Ort einfach die Töne, Klänge und Geräusche strömen zu lassen, die kommen wollen: laut, leise, schief und krumm, quietschig und wild, schüchtern oder ängstlich. Lass alles zu und lausche dabei selbst deinen Tönen einfach nur, ohne sie zu bewerten oder sie unbedingt verstehen zu wollen. Lass dich so lange tönen, bis die Stimme von allein verstummt. Nimm dir im Anschluss noch ein wenig Zeit, die Klänge nachwirken zu lassen und spüre, was sich in deinem Körper verändert.

Neben einer wohltuenden Entspannung im Körper kann sich auch die Stimme durch diese Arbeit befreien und ihren natürlichen Ausdruck wieder finden. Wenn du tiefer in die Arbeit mit deiner Stimme eintauchen möchtest und dir dabei Unterstützung wünscht, lade ich dich herzlich ein, dies in einer Einzelsitzung bei mir auszuprobieren. Wenn sich 2 oder 3 Menschen zusammenfinden begleite ich euch auch gerne in einer kleinen Gruppe. Ruf mich dann einfach an und wir vereinbaren einen Termin.

Aber auch in meinen Workshops wird die innere Arbeit mit Tönen Raum haben.

Wenn du an einem Workshop speziell zum Thema Tönen und Klangheilung interessiert bist, melde dich gerne bei mir. wenn genügend interessierte Menschen zusammenkommen, finden wir sicherlich einen Termin.

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