… im Dezember 2022

„Alles, was es braucht ist, dass ich mein Herz öffne, weiter als jemals zuvor,
bis in alle Himmel, über unsere Welt, tief bis in die Erde, die mich hält.“
(engl orig. Helen Knight, dt. Text Sabine Bevendorff)

Ich bin sehr dankbar, dass wir in diesem Winter endlich wieder ganz normal miteinander singen, uns begegnen können. Und doch merke ich, die vergangenen beiden Winter haben Spuren hinterlassen. Ich nehme wahr, dass wir alle in irgendeiner Form unser Herz ein Stück verschlossen haben, die einen mehr, andere weniger. Rückzug und Isolation haben bei vielen von uns dazu geführt, dass vermehrt Ängste hochkommen, die vermutlich schon vorher in der Tiefe geschlummert haben. Ich möchte damit nicht über den Sinn oder Unsinn von Maßnahmen diskutieren, das führt sowieso zu keinem Ergebnis und endet oftmals in Rechthaben und Besserwisserei, was auch wieder dazu führt, dass sich das Herz weiter verschließt. Ich möchte es einfach als Erfahrung betrachten, die wir gemeinsam als Menschheit gemacht haben. Und genau diese Erfahrung hat dazu geführt, dass ich umso mehr wahrnehme, dass es jetzt an der Zeit ist, uns wieder zu begegnen und unser Herz zu öffnen „weiter als jemals zuvor.“

Als Menschen sind wir zutiefst soziale Wesen und wir brauchen einander. Auch wenn uns das mitunter weisgemacht wurde, keine*r kann alleine existieren. Gerade gestern habe ich im Singkreis wieder erfahren dürfen, wie heilsam, nährend und stärkend es ist, wenn wir im Singen einander begegnen und uns bestärken. Es ist so wohltuend, wenn am Ende eines Abends ein Raum von Geborgenheit und Stille entsteht und unser Herz zur Ruhe kommt.

Besonders in herausfordernden Zeiten wie diesen, in denen Ängste hochkommen, ist es so hilfreich, wenn wir einander helfen, wieder ins Vertrauen zu wachsen. Nicht von ungefähr haben Menschen in Krisenzeiten immer schon miteinander gesungen. Das gemeinsame Singen stärkt die Verbundenheit und schenkt uns ein Gefühl von Zugehörigkeit. Im Moment des Singens können wir keine Angst entwickeln.

Indem wir singen, beginnt unser Körper wieder zu schwingen und erinnert sich an die ihm innewohnende Vollkommenheit – wenn wir es zulassen und ihm nicht mit unseren Gedanken und Vorstellungen im Wege stehen. Das Singen heilsamer Lieder und Mantren hilft uns, den Verstand zur Ruhe kommen zu lassen, unsere Aufmerksamkeit von den äußeren Geschehnissen abzuziehen und nach innen zu lenken. Die Texte erinnern uns wieder an das, was wir wirklich sind, an unsere Liebe, unsere Schönheit, unseren Stärken und unsere Kreativität. Auf diese Weise machen sie Mut, unser Herz zu öffnen, unser schöpferisches Potenzial zu entfalten und uns in unserer Einzigartigkeit auszudrücken. So ist der Weg in den authentischen Selbstausdruck gleichzeitig auch immer ein Weg zu uns selbst und in unser Herz.

Indem wir zulassen, dass unser Herz sich öffnet, indem wir auch unsere Verletzbarkeit wieder zulassen, finden wir zurück in unsere ureigene Lebendigkeit und kommen tiefer bei uns selbst an. Wir öffnen uns für das, wonach wir uns so sehr sehnen, für echte Nähe und authentische Begegnung.

Manchmal haben die Lieder eine eigene Dynamik und arbeiten mit uns. So wie das obige Lied, dass in englischer Version bei einem Online-Singen zu mir kam und eine ganze Nacht in mir sang. Es sang, bis ich jeden Widerstand und den Wunsch zu schlafen aufgab, bis jede Zelle es in mir verinnerlicht hatte und es von alleine verklang – um dann noch in derselben Nacht eine Übersetzung zu wünschen. Ich konnte erst wieder schlafen, als alles getan war.

Über lange Zeit singe ich nun diese Lieder. Es ist inzwischen selbstverständlich geworden, diese Kraft auch in meinen Alltag tragen und ich darf erleben, wie viel leichter mein Leben geworden ist, wie sehr es sich in den vergangenen 15 Jahren durch das Singen verändert hat.

So mag ich uns allen Mut machen, unser Herz zu öffnen, über unsere Komfortzone hinaus, „weiter als jemals zuvor“. Liebe ist die stärkste Kraft auf diesem Planeten. Liebe hilft uns zu heilen, Liebe überwindet Grenzen und Hürden, die unüberwindbar scheinen. Durch Liebe werden Dinge möglich, die zunächst unmöglich erscheinen. Liebe lässt uns wachsen und werden, was wir wirklich sind.

Liebe beginnt nicht bei „den anderen“, nicht „da draußen“. Liebe beginnt bei uns selbst, bei jeder/jedem einzelnen, in der Partnerschaft, in der Familie,… Liebe bestärkt uns, unseren Platz im Leben einzunehmen und das Leben kreativ, bunt und lebendig zu gestalten.

Ich wünsche uns allen eine friedvolle, liebevolle, herzoffene Advents- und Weihnachtszeit!

2 Kommentare

  1. Wunder-bare, reich-hälftige und wert-volle Gedanken, liebe Sabine!🤗
    Ich danke dir sehr und wünsche auch dir eine singende, in der Seele klingende und herzerwärmenden Adventszeit!
    Bettina Hasenbeck 💕

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